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Grundlagenfächer

Was lernen Studierende im Fach Entwicklungspsychologie?

Die Entwicklungspsychologie ist eines der Grundlagenfächer der Psychologie. Studierende lernen wie man Veränderungen im menschlichen Erleben und Verhalten über die Lebensspanne hinweg beschreiben, erklären und in günstiger Weise beeinflussen kann; interindividuelle Unterschiede in diesen Veränderungen sind ebenso Gegenstand der Betrachtung. Als Grundlage dafür lernen Studierende wichtige Konzepte, Theorien und Befunde kennen. Diese dienen gleichsam als kognitive Werkzeuge, um entwicklungsbezogene Phänome beschreiben, erklären und günstig beeinflussen zu können. Fragen von besonderer Relevanz sind unter anderem die folgenden:

  • Was sind interessante Entwicklungsphänomene und -bereiche (z.B. Denken, Gedächtnis, Moral, Identität).
  • Welche Entwicklungen laufen vergleichsweise parallel und welche erfolgen relativ unabhängig?
  • Verläuft die Entwicklung als kontinuierlicher Trend oder gibt es zu bestimmten Zeitpunkten qualitative Entwicklungssprünge? Oder erfolgt die Entwicklung als eine Art des sich allmählich Höherschaukelns?
  • Welche Rolle spielen Anlage und Umwelt? Insbesondere aber: Wie wirken Anlage und Umwelt zusammen?
  • Wie kann man Entwicklungsprozesse fördern, insbesondere bei Kindern mit Entwicklungsverzögerungen?
  • Welchen Entwicklungsaufgaben begegnen Erwachsene in der Mitte ihres Lebens?
  • Welche Leistungen bauen im höheren Erwachsenenalter stärker und welche nur sehr langsam ab? Wie kann man Leistungsfähigkeiten möglichst lange erhalten?

Neben den methodischen Ansätzen, die für die Psychologie im Allgemeinen relevant sind, gibt es aufgrund spezieller Herausforderungen methodische Verfahren, die insbesondere für die Entwicklungspsychologie von Bedeutung sind. Um zwei Beispiele zu nennen. Längsschnittstudien (wiederholte Messungen bei denselben Personen) sind von besonderer Bedeutung, um Entwicklungen möglichst direkt nachzuvollziehen; ein Vergleich verschiedener Altersgruppe zu einem Zeitpunkt kann zu Fehlschlüssen führen. Wie untersucht man bei kleinen Kindern, die sich verbal noch nicht ausdrücken können, ihre ersten Errungenschaften im Verständnis physikalischer oder sozialer Phänomene? Etwas vereinfacht gesagt, kann man ihnen beispielsweise unmögliche physikalische Ereignisse zeigen (z.B. Gegenstände verschwinden auf wundersame Weise) und an ihrem Blickverhalten feststellen, ob sie diese Ereignisse "erstaunlich" finden, also verstehen dürften, dass so etwas eigentlich nicht sein kann.

Wofür braucht man das Gelernte im späteren Berufsalltag?

Ein Verständnis entwicklungsbezogener Phänomene und Prozesse ist in all den psychologischen Berufen besonders relevant, in denen man mit Kinder und Jugendlichen oder mit älteren Erwachsenen zu tun hat. Beispiele wären im forensischen Bereich die Beurteilung von kindlichen Zeugenaussagen oder Präventionsprogramme für Senior_innen. Im klinischen Bereich ist die Bedeutung der Entwicklungspsychologie für die Analyse und Behandlung von Störungen im Kinder- und Jugendalter offensichtlich, aber auch im Erwachsenenbereich können entwicklungspsychologische Befunde und Theorie zur Erklärung des (Nicht-) Entstehens von Störungen beitragen. Für den Bereich der Bildung (Pädagogische Psychologie) sind entwicklungspsychologische Erkenntnisse für die Entwicklung von effektiven Präventionsmaßnamen (z.B. Vermeidung von Lese-Rechtschreibstörungen) und Interventionen (z.B. Strategietraining) unerlässlich. Für die Wirtschaftspsychologie sind beispielsweise Fragen der Leistungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer_innen von Bedeutung.

Welches interessante psychologische Experiment / welche Forschung ist typisch für die Entwicklungspsychologie?

Die Entwicklungspsychologie untersucht unterschiedlichste Bereiche mit einem sehr breiten Repertoire an Methoden. Insofern gibt es nicht DIE typische Studie. Hier können Sie etwas über eine Aufgabe aus einer sehr oft zitierten Studie lesen, die einen zum Schmunzeln bringt (Perner, Leekam & Wimmer, 1987). Man zeigt einem 3-jährigen Kind eine Smarties-Schachtel und fragt, ob es wisse, was darin sei. Üblicherweise kommt die Antwort "Smarties". Wenn das Kind dann die Schachtel öffnet, finden sich darin "leider" nur Bleistifte. Fragt man das Kind, was jemand anderes glauben würde, was in der Schachtel ist, sagt es "Bleistifte". Und wenn man fragt, was das Kind zuvor, also vor dem Öffnen der Schachtel, geglaubt habe, so ist die Antwort ebenfalls "Bleistifte". Mit 4 Jahren geben Kinder in der Regel bei derartigen Aufgaben dann die Antworten, die auch Erwachsene geben würde (hierzu gibt es auch ein schönes Video). Diese Antworten werden als Indikator dafür interpretiert, dass 3-jährigen Kindern meist noch ein explizites Verständnis darüber fehlt, dass Überzeugungen von Personen auch von der Realität abweichen können (Fehlen eines Verständnisses falschen Glaubens). Neure Studien zeigen aber auch, dass Kinder bereits sehr früh erste Ansätze eines Verständnisses falschen Glaubens haben, wenn sie dies nicht über explizite, verbale Antworten unter Beweis stellen müssen.

 

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